OB-Wahl Fürstenfeldbruck 2023: Mobilitätswende allgemein

Vision Zero

Was bedeutet die Europäische Vision Zero für Sie ganz persönlich und wie würden Sie als Bürgermeister:in versuchen, diesem Ziel näher zu kommen?

Joe Kellerer: Jeder Verkehrstote wäre vermeidbar. Laut Statistik lassen sich mehr als 90% aller Verkehrstoten auf menschliche Fehler zurückführen. Lediglich für ein Prozent der Todesopfer werden technische Fehler verantwortlich gemacht. Bis Autos komplett autonom und sicher fahren, werden noch ein paar Jahre vergehen. Bis dahin sind wir alle gefordert Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Oft ist dafür die einfachste Lösung eine Tempobeschränkung. In manchen Fällen (Beispielsweise die Kreuzung an der Kaisersäule in Puch) wäre auch ein Kreisverkehr nötig. Besonders geschützt werden muss der oft benachteiligte Radverkehr. Wo eine örtliche Trennung von Auto und Rad nicht möglich ist, muss wenigstens eine eindeutig erkennbare Markierung an die Straße angebracht werden.

Philipp Heimerl: Eine Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit ist ein wichtiges Ziel im Sinne aller Bürgerinnen und Bürger. Dazu braucht es, eine konsequente Überprüfung der verschiedenen Straßen- und Wegebeziehungen in der Stadt, um potentielle Unfallpunkte zu erkennen und zu beheben, so dass die Stadt Schritt für Schritt sicherer wird.

Alexa Zierl: Für mich persönlich ist die Vision Zero die Grundbedingung für die Organisation der Mobilität in der Stadt. Wichtig ist, dass man die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmenden nicht dadurch erreicht, indem man z.B. unsichere Querungen & Co durch Barrieren absperrt, den Menschen dadurch Umwege zumutet und sie so dazu bringt, aufs Auto umzusteigen. Im Gegenteil: ich möchte es als OB zum Grundsatz machen, dass alle Verkehrsteilnehmende alle Wege sicher zurücklegen können. Daran muss sich für mich die Aufteilung des Straßenraums ausrichten. Ein wichtiges Element für mehr Sicherheit ist natürlich die Geschwindigkeitsbegrenzung.
Desweiteren möchte ich – unter frühzeitiger Beteiligung der Menschen, aber auch der Feuerwehr – mit dem Thema Einbahnstraßensysteme anschauen, weil das die nötigen Flächen für breitere Gehwege und Radverkehrsinfrastruktur bringen könnte. Vielleicht könnte das auch im Rahmen des ISEK geschehen.

Andreas Lohde: Es ist für mich von absoluter Priorität die Vision Zero umzusetzen. Wir brauchen dafür bspw. eine bessere Radlinfrastruktur, mehr bauliche Radlwege und mehr gegenseitige Rücksichtnahme.

Christian Götz: Vision Zero bedeutet für mich die Vermeidung von Unfällen jeglicher Art, v.a. wenn schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer dabei verletzt werden.
Maßnahmen dagegen sind neben Aufklärung und Training bereits im Kindergartenalter v.a. Trennung von Rad-, Fuß- und Kfz-Verkehr, Kreisverkehre wo möglich, Spielstraßen etc.

Markus Droth: Regelmäßige Info in den Medien der Stadt.
Einführen eines regelmäßigen gemeinsamen Austausches zwischen Stadtverwaltung und wichtigen Agitatoren, wie Schuldirektoren, Elternbeiratsvertreter, Vereinsvertretern, Polizei etc.
Umsetzen eines lokalen Paktes für mehr Verkehrssicherheit.

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Modal Split

Welche Priorität hat die Veränderung des Modal Split (Verteilung des Gesamtverkehrs auf die unterschiedlichen Verkehrsarten) zugunsten des Umweltverbundes (Fuß-, Rad- und öffentlicher Nahverkehr) auf Ihrer politischen Agenda?

Joe Kellerer: Als praktizierender Biolandwirt und Naturfreund möchte ich von Haus aus nachhaltige Verkehrsarten unterstützen. Dem Umbau dazu würde ich eine hohe Priorität einräumen, da ich mir sicher bin, dass sich diese Investitionen auszahlen.

Philipp Heimerl: Im Rahmen meines Ziels der Transformation hin zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung, ist auch die Mobilität ein wichtiger Faktor. Um die Attraktivität des Umweltverbunds zu steigern und damit mehr Bürgerinnen und Bürger einen Umstieg zu ermöglichen müssen wir die notwendige Infrastruktur errichten. Bei neuen Entwicklungen muss dies konsequent umgesetzt und bei Anpassungen der bestehenden Verkehrswege mitgedacht werden.

Alexa Zierl:

Eine hohe Priorität, und das ist eigentlich auch Beschlusslage, denn der Stadtrat hat 2020 mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dass Klimaschutz und Klimawandelanpassung „Aufgabe höchster Priorität“ sind. Im Bereich Mobilität ist Klimaschutz nur mit einer deutlichen Veränderung des Modal Split in Richtung Umweltverbund möglich.
Ein weiterer Grund ist, dass in Städten wie Bruck die Fläche die begrenzende Ressource ist. Und Städte wie Kopenhagen haben es analysiert, dass es das Fahrrad ist, das mit der wenigsten Fläche die meisten „Köpfe“ pro Zeit von A nach B bringt. Also gilt es den Modal Split in Richtung Fahrrad zu verschieben.
Dritter Grund (bräuchte es natürlich eigentlich gar nicht): zu Fuß Gehen und Radeln fördert die Gesundheit.

Andreas Lohde: Die Veränderung des Modal Split wird durch den viergleisigen Ausbau bis Fürstenfeldbruck, den Ausbau der Radlinfrakstruktur, den Ausbau von Qualitätsplätzen und diversen Sharing-Angeboten prioritär angestrebt.

Christian Götz: Eine sehr hohe Priorität. Denn nur so können wir unser Ziel, bis 2035 bilanziell klimaneutral zu werden, überhaupt erreichen. Außerdem kann auch nur auf diesem Weg unsere Stadt insgesamt attraktiver und lebenswerter werden.

Markus Droth: Es hat einen großen Einfluss, aber auf der anderen Seite muss immer die Anfahrbarkeit für den regionalen und überregionalen Verkehr gewährleistet sein: das eine tun ohne das andere zu lassen.

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