OB-Wahl Fürstenfeldbruck 2023: Stadtplanung

Fliegerhorst

Unterstützen Sie die Idee eines verkehrsarmen Quartiers am Fliegerhorst und wie würden Sie es an die Stadt anbinden?

Joe Kellerer: Mit der Konversion des Fliegerhorstes gibt es die Möglichkeit einen ganzen Stadtteil auf dem Reißbrett zu entwerfen. Das sollte man nutzen, um ein zukunftsorientiertes Konzept mit möglichst optimalen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Moderne Technologien sollten dabei eine ebenso große Rolle spielen wie Naturnähe und Nachhaltigkeit, um ein hohes Maß an Lebensqualität zu erzeugen. Dabei spielt natürlich auch der Verkehr eine Rolle. Busverbindungen und Radwege nach Bruck halte ich für ebenso wichtig wie eine Verkehrsanbindung an die B2 und die B471. Eine Verlängerung der Von-Gravenreuth-Straße Richtung Norden würde das neue Wohngebiet mit der Maisacher Umfahrung verbinden. Auch Carsharing Plätze, Ladestationen und die Gleichberechtigung von Rad-, Fußwegen und Straßen wären dabei wichtig.

Philipp Heimerl: Am Fliegerhorst soll ein modernes Quartier der kurzen Wege entstehen, dazu gehört auch, dass es so gestaltet wird, dass möglichst wenig Verkehr durch das Areals hindurch fährt. Damit dies gelingt, muss eine effiziente Anbindung an den ÖPNV in einem ersten Schritt über Busse, in den nächsten Ausbaustufen u.U. auch durch eine andere Art der ÖPNV-Infrastruktur. Dazu müssen Rad- und Fußwegeverbindungen geschaffen werden, um auch dies so attraktiv wie möglich zu machen.

Alexa Zierl: Ja, das neue Quartier Fliegerhorst muss von Beginn an Kfz-verkehrsarm geplant werden, was Nahversorgung, Straßenraumverteilung etc. angeht. Wie oben geschrieben ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass die Alternativen attraktiver sind als der PKW. Demnach gilt es eine möglichst attraktive Busanbindung sicherzustellen (inkl. Express-Bus zu den beiden S-Bahn-Armen – wünschenswert wäre natürlich die Reaktivierung der Schienenverbindung) und sehr gute, baulich getrennte Radwege zwischen Fliegerhorst und Kernstadt zu bauen. Wenn man visionär/innovativ denkt, würde ich mir gerne eine Seilbahnverbindung anschauen.

Andreas Lohde: Gemeinsam mit unseren Nachbarn müssen wir die verkehrliche Anbindung gewährleisten. Hier gilt es bspw. Eine Verschwenkung der S-Bahnlinie 3 von Maisach/Gernlinden aus zu prüfen.

Christian Götz: Ja, natürlich. Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur, auch zu den benachbarten Bahnhöfen. Gute Busanbindung, langfristig direkte Gleisanbindung an den S-Bahnhof Gernlinden.

Markus Droth: Ich unterstütze dies grundsätzlich, aber es muss möglich sein, in gewissen Bereichen KFZ-Verkehr für Anlieferung und den laufenden Betrieb, insbesondere von Handwerksbetrieben, zu gewährleisten. Ebenso müssen Radverkehrsachsen und ÖPNV-Achsen gleichwertig neben den „normalen Strassen“ die Erschliessung gewährleisten.

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Bahnhofsvorplatz

Was ist Ihre persönliche Vision für den Bahnhofsvorplatz in Fürstenfeldbruck?

Joe Kellerer: Ein Bahnhof sollte nicht nur praktikabel sein, er ist auch für Anreisende ein Aushängeschild der Stadt. Man soll sich in einem Bahnhof wohlfühlen und sich dort auch angenehm beschäftigen können, wenn ein Zug mal wieder Verspätung hat. Beim Brucker Bahnhof trifft dies alles nicht wirklich zu. Der Vorplatz ist nicht einladend gestaltet, es gibt kaum Grünflächen und auch die Funktionalität ist nicht die Bestmögliche. Vielleicht wäre eine moderne, solaraktive Überdachung denkbar. Darunter könnten Bushaltestelen, Radlständer und Taxis Platz finden.

Philipp Heimerl: Wie bereits zuvor geschrieben, soll für mich der Bahnhofsvorplatz ein attraktiver Ort werden, der nicht nur im direkten Umfeld des Bahnhofsgebäudes vorhanden ist sondern darüber hinaus geht. Dazu gehört dann auch die Umgestaltung der weiteren Flächen, um sowohl die Möglichkeiten zu bieten dort vom Zug und der S-Bahn auf andere Verkehrsträger einfach und direkt umzusteigen, als auch sich dort aufzuhalten.

Alexa Zierl: Wie bei Frage 3.2 geschrieben: Der Bahnhof soll, wenn es nach mir als OB geht, zu einem attraktiven, barrierefreien und sicheren Knotenpunkt für alle umweltfreundlichen Verkehrsformen werden, mit Service- und Sharing-Angeboten. Nachdem die Deutsche Bahn überlegt, ihren Parkplatz zu überbauen, könnte gegenüber vom Bahnhof ein Gebäude mit Arztpraxen und anderen Dienstleistungen entstehen, die dann optimal umweltfreundlich erreichbar sind.

Andreas Lohde: Ein effizienter, barrierefreier Bahnhofsvorplatz, der nicht als Abkürzung für den PKW-Verkehr dient. Die Aufenthaltsqualität muss hier dringend steigen, damit „unser Busbahnhof“ an Attraktivität gewinnt.

Christian Götz: Verkehrsberuhigter Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität. Sitzmöglichkeiten, Staudenbeete, Bäume, ein Kiosk mit Außenbereich.

Markus Droth: Als DIE Vorzeigeeinrichtung für das Umsteigen von einem Umweltverbund-Medium auf das andere, mit der Anbindung zum KFZ-Verkehr unten auf dem bestehenden Parkplatz. Eine Fahrradparkgarage sollte zur Platzgestaltung oder am Rande des Platzes auf jeden Fall mit dazugehören.

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Mobilitätsstationen

Wie werden Sie die notwendigen Flächen für Mobilitätsstationen in der lokalen Bau- / Bauleitplanung sichern?

Joe Kellerer: Die Anforderungen an die Bauleitplanung haben sich über die Jahre deutlich geändert. Darauf muss man reagieren. Anstelle von großen Straßen müssen vermehrt Rad- und Gehwege eingeplant werden. Auch Faktoren wie die Geschossflächenzahl, Dachgestaltung oder die Menge der Grünflächen muss hin zu einem moderneren Erscheinungsbild angepasst werden. Die technische Infrastruktur muss auch genau festgelegt werden. Im Zuge der Elektrifizierung von Verkehrsmitteln und Heizungen reichen bestehende Stromleitungen oft nicht mehr aus. Da muss nachhaltig geplant werden.

Philipp Heimerl: Durch entsprechende Vorgaben im Rahmen der Bebauungspläne.

Alexa Zierl: Indem Mobilitätsstationen im Rahmen der Stellplatzsatzung integriert und ab einer bestimmten Größe vorgeschrieben sind. Die Stellplatzsatzungen sind aktuell in Überarbeitung (Maßnahme im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans.
Außerdem werde ich als OB das Thema Mobilitätsstationen im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK), das dieses Jahr starten soll, aufgreifen und dazu auch die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen & Co befragen.
Solange hierzu noch nichts Konkretes vorliegt, gilt es die Mobilitätsstationen in aktuell in Arbeit befindliche Bebauungspläne & Co zu integrieren.

Andreas Lohde: Mit städtischen Grundstücken/ öffentlichen Flächen. Der Rückgriff auf private Flächen wird spätestens aufgrund der Preisvorstellungen scheitern.

Christian Götz: Diese Flächen werden aktuell schon berücksichtigt, z.B. in der Planung des Neubaugebiets am Hochfeld. Ich werde natürlich auch in Zukunft ein Auge darauf haben, dass immer genügend Flächen für Mobilitätsstationen eingeplant werden.

Markus Droth: Bei der Aufstellung neuer Bebauungspläne müssen diese Stationen immer miteingeplant werden. Im Bestand geht dies in der Regel nur fallbezogen, aber gerade bei Neubauten öffentlicher Einrichtungen, was ich gerne als „Chefmaxime“ ausgeben würde

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Mobilitätskonzepte

Würden Sie die Einrichtung von Mobilitätskonzepten in privaten Bauvorhaben fördern, und wenn ja, wie?

Joe Kellerer: Neue Mobilitätskonzepte müssen sich immer erst etablieren. Dazu ist oft eine Förderung mit öffentlichen Geldern sinnvoll. Die Unterstützung nachhaltiger Konzepte – beispielsweise Ladesäulen für E-Bikes – sind absolut wichtig und richtig. So kann das Verkehrsaufkommen verringert werden und Freiräume für andere Nutzungen können entstehen. Das wird sich sogar langfristig finanziell auszahlen.

Philipp Heimerl: Wenn innovative Mobilitätskonzepte dazu führen, dass eine Reduzierung des PKW-Verkehrs ermöglicht wird, ist es, wie dies in anderen Städten bereits gemacht wird, sinnvoll über eine Reduzierung des Stellplatzschlüssels zu sprechen, dadurch sinken die Kosten und eine indirekte Förderung entsteht.

Alexa Zierl: Ja. Auch das kann im Rahmen der Stellplatzsatzung (oder im Rahmen von Wettbewerben beim Verkauf städtischer Grundstücke oder im Rahmen der Bauleitplanung durch städtebauliche Verträge) geschehen, indem man also geforderte Stellplätze ersetzen kann durch Mobilitätskonzepte.

Andreas Lohde: Im Rahmen von Bebauungsplänen steuern wir bereits heute (alternative) Mobilitätskonzepte, bspw. über unsere Fahrradstellplatzsatzung.

Chrisitan Götz: Ja, würde ich fördern. Z.B. durch verringerten Stellplatzschlüssel oder durch vorrangige Bearbeitung des Antrags bei entsprechenden Konzepten. Evtl. könnte man bei besonders guten Angeboten sogar das Baurecht vergrößern.

Markus Droth: Private Bauträger und Entwickler von Bebauungsplangebieten müssen an das kommunale Konzept „angedockt“ werden. Deshalb ist dies in erster Linie die Beratungsleistung der Kommune bei Planungsanfragen.

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Lokaler Handel

Wie würden Sie versuchen die lokalen Händler:innen für eine aktive Beteiligung an der lokalen Verkehrswende zu gewinnen?

Joe Kellerer: Immer mehr Menschen denken darüber nach sich ein Lastenfahrrad anzuschaffen. Ich finde es auch sehr gut, dass die Stadt ein solches Rad zum Ausprobieren vermietet. Um die Anzahl dieser praktischen und leisen Verkehrsmittel noch zu erhöhen, müssen noch mehr Parkplätze umgebaut werden. Auf einem Auto Parkplatz können mehrere Lastenräder stehen. Somit können mehr Kunden dort vor den Geschäften parken. Die Stadt könnte mit den Stadtwerken auch beispielsweise die Stromkosten für Fahrradladestationen übernehmen. Das setzt Anreize für Ladenbesitzer sich eine Ladelösung anzuschaffen.

Philipp Heimerl: Im Rahmen der bestehenden Gesprächskreise, beispielsweise zum Stadtmarketing, sollten verschiedene Maßnahmen diskutiert werden, um neue Fahrradstellplätze zu schaffen, oder insbesondere Elektromobilität zu fördern. Hier gilt es auch Fördermöglichkeiten zu nutzen und einen Mehrwert für die Kundinnen und Kunden zu generieren, so dass auch die Händlerinnen und Händler einen Vorteil davon haben.

Alexa Zierl: Mein genereller Ansatz als OB ist eine frühzeitige Beteiligung aller Betroffenen auf Augenhöhe. Die lokalen Händler:innen wollen ja keine Autos vor der Tür, sondern Kundschaft. Und diese kann auch zu Fuß oder mit dem Radl kommen. Ich bin überzeugt, dass man, wenn man sich gleich zu Beginn zusammensetzt und sich die konkreten Bedürfnisse der Händler:innen anhört, Lösungen finden wird, die die Verkehrswende voranbringen UND dem Einzelhandel nutzen.

Andreas Lohde: Im Dialog. Um die wachsende Anzahl kommunaler Aufgaben zu erledigen, müssen wir die Einnahmesituation der Stadt verbessern. Eine aktive Standort- und Industriepolitik ist hier angezeigt. Die Potentiale Brucks müssen besser genutzt und Brucker Unternehmen gezielt unterstützt werden. Daher müssen wir die Interessen der Industrie und Gewerbetreibenden berücksichtigen, denn die Gewerbesteuer ist für die Finanzierung anderer Projekte dringend nötig.

Christian Götz: Das versuche ich auch aktuell schon durch persönliche Gespräche. Man muss die Vorteile des Fuß- und Radverkehrs bezüglich des Kaufverhaltens immer wieder hervorheben.

Markus Droth: Die lokale Verkehrswende ist nicht das Problem. Hierzu gehören Infoveranstaltungen und eine regelmäßige Info seitens der Kommune, um die Händler ins laufende Geschehen einzubinden.
Für die Innenstadtgeschäfte ist das Vorhalten einiger Innenstadtparkplätze überlebensnotwendig.
Falls Platz vorhanden, würde ich versuchen, den betreffenden Gewerbetreibenden für eine „Patenschaft“ für eine E-Ladestation zu gewinnen.
Die Rikschas zwischen Innenstadt und Volksfestplatz sehe ich als witzige und sinnvolle Ergänzung.

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