Eisbär-Alarm: Was Starnberg anstelle des Tunnels braucht

Freitagnachmittag Ende Oktober in Starnberg, der Feierabend-Verkehr staut durch die Stadt. Plötzlich betreten zehn Eisbären die verstopfte Kreuzung am Tutzinger-Hof-Platz. Friedlich laufen sie bei Grün über die Ampel, stehen kurz, um ihre Botschaft „STOP DEN TUNNEL“ zu zeigen, und trotten dann weiter.

Wie könnten wir die Straßenflächen in Starnberg ohne Tunnel unter den Verkehrsteilnehmer.innen gerecht und zukunftsweisend aufteilen? (Die Eisbär:innen)

Was wollen die Eisbär:innen?

Die Gruppe rund um Initiator Robert Philipp, einem Architekten aus Pöcking, will damit eine gerechte und zukunftsweisendere Mobilität im Landkreis anregen. Deshalb stellen die Eisbär:innen – darunter drei VCD-Mitglieder – unbequeme Fragen, zum Beispiel:

  • Wieviel CO2 spart der Tunnel unter Starnberg ein?
  • Könnte mit einer Milliarde Euro, die der Tunnel bis zur Fertigstellung kosten wird, auch eine neue Mobilität für Starnberg und Umland angestoßen werden?
  • Wie könnten die Straßenflächen in Starnberg ohne Tunnel unter den Verkehrsteilnehmer.innen gerecht und zukunftsweisend aufgeteilt werden?

Der Tunnel: Viele Mio. Euro für KEINE Entlastung

Die Fragen der Eisbär:innen beantworten wir so: Der Tunnel unter Starnberg wird uns viel CO2 kosten anstatt es einzusparen und keine Verkehrsentlastung für Starnberg bringen. Der Bund verbaut nicht Hunderte Mio Euro, um die Starnberger:innen vom Kfz-Verkehr zu entlasten. Das zentrale Ziel ist schlicht, die „Leistungsfähigkeit“ der B2 zu erhöhen.

Friedlich mahnende Eisbären mit Schriftzug "STOP" in Starnberg (2015)



Der Tunnel wird den Kfz-Verkehr lediglich zu Stoßzeiten unter die Erde verlagern. Dadurch wird er insgesamt mehr PKW-Verkehr anziehen, und das ist kontraproduktiv!

Auch der stets versprochene Rückbau zugunsten von Radfahrer: und Fußgänger:innen oberhalb des Tunnels erweist sich als Mogelpackung: Jahrelang gab es keine Pläne dazu. Nun wurde klar: Aus Sicherheits- und Wartungsgründen muss die Fahrbahnbreite oben erhalten bleiben. Das bedeutet keinen oder wenig Handlungsspielraum.

Tausende Tonnen Beton zu verbauen, ist aus Klimaschutzgründen obendrein indiskutabel.

Die steigende Kostenschätzung von 200 Mio (2020) auf 660 Mio Euro (2025) bestätigt den Eindruck: Der Tunnel wird ein klimaschädliches Millionengrab mit wenig Wirkung.

Was schlagen wir im VCD statt des Tunnels vor?

Wie können wir – nur entlang dieser Achse in Starnberg – eine zukunftsgerechte Mobilität schaffen, die Mensch und Natur dient? Folgende wirkungsvolle Maßnahmen ließen sich zum Beispiel ohne Millionengrab umsetzen:

  • Der Autobahnzubringer A952 wird auf eine Spur zurückgebaut. Die zweite, nun freie Spur wird Bussen und allen Fahrzeuge gewidmet, in denen mindestens drei Personen sitzen. So stärken wir Fahrgemeinschaften und ÖPNV-Nutzer.innen.
  • Ein Expressbus von und zur U3 in Fürstenried West wird eingerichtet. So wird der ÖPNV attraktiver und schneller.
  • Die zweite Fahrspur ab der Stadtgrenze stadteinwärts und vom Tutzinger-Hof-Platz bis zur Autobahn teilen sich Radfahrer.innen und Busse.
  • Die B2 läuft VOR dem Tutzinger-Hof-Platz auf eine Spur zum Geradeausfahren zusammen. So bleibt die Kreuzung bei „Rot“ frei, und die Sicherheit von Fußgänger.innen an der Ampel steigt. (2 Kinder wurden bereits überfahren.)
  • Auf der Hauptstraße wird ein Radfahrstreifen in beide Richtungen eingerichtet. Das bedeutet einige Parkplätze weniger, aber deutlich mehr Sicherheit für viele Schulkinder.
10 Eisbären protestieren friedlich gegen den Starnberger Tunnel (2025)

Was können Sie tun?

Eine Mobilität für Menschen ist Ihnen auch wichtig? Dann werden Sie Mitglied im VCD oder schreiben Sie uns. Wir setzen uns bundesweit, aber auch in Kreisgruppen für eine Verkehrswende mit Herz und Verstand ein.

VCD – Aktion -> Freie Gehwege

Der VCD richtet seinen Fokus mit der aktuellen Aktion „Freie Gehwege“ auf die Fußgänger.

Gehwege sind für Menschen da – nicht für Autos. Dennoch werden sie vielerorts, auch in unseren Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck, von parkenden Fahrzeugen blockiert.
Damit behindern parkende Autos auf Gehwegen Fußgängerinnen und Fußgänger beim Durchkommen – besonders Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator.

Der VCD ruft Bürgerinnen und Bürger dazu auf, enge und gefährliche Gehwegabschnitte über ein Online-Tool zu melden. Die gesammelten Daten werden nach Abschluss der Aktion in einer Online-Karte veröffentlicht, um Risiken sichtbar zu machen, kommunale Verantwortliche zu informieren und den Druck auf Politik und Verwaltung zu erhöhen.

Über ein Online-Formular des ökologischen Verkehrsclubs VCD können Bürgerinnen und Bürger seit dem 20.Oktober Orte eintragen, an denen regelmäßig Fahrzeuge auf dem Gehweg parken und das Durchkommen erschweren. Die gemeldeten Stellen werden auf einer Online-Karte sichtbar gemacht und vom VCD-Kreisverband FFB-STA an die zuständige Kommunen weitergegeben – mit der Aufforderung, Maßnahmen zu prüfen und das Gehwegparken dort zu unterbinden.

Ziel der Aktion ist es, Gehwege wieder sicher und barrierefrei nutzbar zu machen – für Kinder, Ältere, Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer und alle, die zu Fuß unterwegs sind. Die Aktion unterstützt zentrale Ziele der Verkehrswende wie die Vision Zero, ein aktives Parkraummanagement und die nationale Fußverkehrsstrategie.


Einladung zur Mitgliederversammlung am 10. November 2025

Hiermit laden wir herzlich zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung ein:

  • Am Montag, 10. November 2025 um 19:30 Uhr
  • Im Schützenhaus Gilching, Talhofstraße 22, 82205 Gilching
    Bushaltestelle Gilching, Gymnasium gleich vis-a-vis,
    15 Minuten Fußweg vom S-Bahnhof Neugilching oder Gilching-Argelsried

Schwerpunktthema dieser Mitgliederversammlung wird die Kooperation mit unseren angrenzenden Kreisverbänden sein. Denn die Verkehrsbeziehungen zwischen München und Umland erfordern einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus.

Zunächst wollen wir aber zwei konkrete Beispiele unserer Verkehrswende-Aktivitäten vor Ort vorstellen:

Verkehrsberuhigung Schöngeisinger Straße in Fürstenfeldbruck
Oliver Lange wird über den beschwerlichen Weg zur Entstehung eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs in der Stadt Fürstenfeldbruck berichten.

Eisbären-Walk in Starnberg
Andrea Schmölzer stellt anhand des Eisbären Walks in Starnberg unsere Möglichkeiten neuer Aktionsformen vor.

Tagesordnung der Mitgliederversammlung

  1. Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden (Versammlungsleiter)
  2. Feststellung der fristgerechten Einladung, der Beschlussfähigkeit, sowie Beschluss zur Genehmigung der Tagesordnung
  3. Genehmigung des letzten Protokolls
  4. Bericht des Vorstandes, des Schatzmeisters und der Kassenprüfer
  5. Aussprache und Entlastung des Vorstandes
  6. Nachwahl zum Vorstand
  7. Verabschiedung des Haushaltsplans
  8. Kooperation des Kreisverbandes VCD-FFB-STA im VCD:
    mit Arbeitsgruppen, über einen möglichen Regionalverband, als Kreisgruppe(n)?
  9. Anträge und Verschiedenes

Eigene Anträge bringen Sie bitte bis eine Woche vor der Versammlung schriftlich ein unter dialog@vcd-ffb-sta.de.

Unsere Veranstaltung ist öffentlich und unsere Einladung richtet sich an alle am Thema interessierten Mitmenschen.